Heisenberg zum Messprozess

Heisenberg beschreibt die Vorgänge beim Messprozess folgendermaßen:

Die Beobachtung selbst ändert die Wahrscheinlichkeitsfunktion [Wellenfunktion] unstetig. Sie wählt von allen möglichen Vorgängen den aus, der tatsächlich stattgefunden hat. […] Der Übergang vom Möglichen zum Faktischen findet also während des Beobachtungsaktes statt. Wenn wir beschreiben wollen, was in einem Atomvorgang geschieht, so müssen wir davon ausgehen, dass das Wort “geschieht” sich nur auf die Beobachtung beziehen kann, nicht auf die Situation zwischen zwei Beobachtungen.

(Werner Heisenberg, Physik und Philosophie, Ullstein Frankfurt (1959) S. 37)

Wenn man an dieser Stelle weiterliest, muss man allerdings in einer Hinsicht Vorsicht walten lassen. Heisenbergs Auffassung von der Wellenfunktion entspricht nicht der heute weitgehend akzeptierten. Nach Heisenberg repräsentiert die Wellenfunktion unsere Kenntnis des Quantensystems. Durch die Beobachtung ändert sich unsere Kenntnis des Systems unstetig.

Heute sind die meisten Physiker nicht mehr der Auffassung, dass die Wellenfunktion unsere Kenntnis repräsentiert (Die Aussage stimmt natürlich im gleichen trivialen Sinn wie die Aussage, dass in der klassischen Mechanik die Angabe der Ortskoordinaten als Funktion der Zeit unsere Kenntnis von einem geworfenen Stein repräsentiert).

Vielmehr meint man, dass die Änderung der Wellenfunktion beim Messprozess einer realen Änderung in der Natur entspricht. So sollte etwa die An- oder Abwesenheit von Interferenzstreifen nicht von unserer subjektiven Kenntnis des Quantensystems abhängen.